Konflikte im Dialog klären

 

Selbstregulation ist ein wichtiger Schritt der Konfliktbearbeitung, durch sie alleine lässt sich ein einmal eskalierter Konflikt aber nicht lösen. Dafür braucht es zusätzlich ein Klärungsgespräch. Damit dieses tatsächlich zu einer Lösung und nicht zu einer erneuten Eskalation führt, gibt es einiges zu beachten.

 

Wirklich zuhören

 

In vielen Gesprächen degradieren sich die Gesprächspartner gegenseitig zu Stichwortgebern. Sie hören sich scheinbar zu, während sie in Gedanken schon das eigene Statement vorbereiten, um es bei erstbester Gelegenheit loszuwerden. Wird diese Art von Pseudo-Zuhören im Klärungsgespräch praktiziert, geht die Chance, dass hier tatsächlich etwas geklärt wird, gegen null.

 

Wenn die Gesprächspartner sich dagegen wirklich zuhören, steigt die Chance auf Klärung erheblich. Der einfachste wie effektivste Weg, sich selbst auf diese Art von Zuhören zu polen: neugierig sein. Was hat den anderen dazu bewogen, sich so und so zu verhalten? Was war wirklich seine Absicht? Und wie ist mein Verhalten bei ihm angekommen?

 

Die Hoheitsgebiete von Absicht und Wirkung beachten

 

Die Absicht ist das Hoheitsgebiet des Akteurs. Nur er entscheidet, was er wie warum und wozu getan oder gesagt hat. Absichten zu unterstellen ist übergriffig und im Klärungsgespräch ein absolutes No-Go: „Du wolltest doch nur …“ „Dir ging es wahrscheinlich darum …“ Die Wirkung wiederum fällt ins Terrain des Beobachters oder – im Gespräch – des Empfängers. Nur dieser entscheidet, wie etwas auf ihn gewirkt hat.

 

Sowohl Absichten als auch Wirkungen sollten – durch entsprechende Formulierungen wie „Mir ging es darum …“ (Absicht) oder „Auf mich machte es den Eindruck, dass …“ (Wirkung) klar als solche gekennzeichnet – im Klärungsgespräch thematisiert werden. Denn Divergenzen zwischen Absicht und Wirkung spielen in fast jedem Konflikt eine Rolle.

 

Auf Vorwürfe verzichten

 

Genauso wenig wie Unterstellungen haben Vorwürfe in Klärungsgesprächen etwas zu suchen. Vorwürfe führen fast immer zu Reaktanz, zementieren festgefahrene Positionen und produzieren negative Emotionen. Der beste Weg, um auszuschließen, dass man im Klärungsgespräch in ein Vorwurfsverhalten verfällt: auf Erwartungen – vor allem auf die nach Wiedergutmachung – an den Konfliktpartner verzichten und stattdessen selbst die Verantwortung für das eigene Empfinden in der Konfliktsituation übernehmen.

 

Metakommunikation führen

 

Metakommunikation ist Kommunikation über Kommunikation. Die Kommunikationspartner tauschen sich im Gespräch darüber aus, wie sie miteinander umgehen oder was sie im Moment stark beschäftigt. Metakommunikation wirkt entlastend und kann so Druck aus dem Klärungsgespräch nehmen. Zudem drückt sie Vertrauen aus.

 

Beispiel: „Ich finde, wir haben unsere Positionen hier sehr gut klargemacht und sind auch in den meisten Punkten auf einen Nenner gekommen. Bei einem Thema habe ich in unserem Gespräch aber immer noch ein ungutes Gefühl …“

 

Wie bei so vielem kommt es auch bei der Metakommunikation auf die Dosierung an. Zu oft eingesetzt birgt sie die Gefahr, das Gespräch aufzublähen und die Sachorientierung aus den Augen zu verlieren.

 

Pausen machen

 

Klärungsgespräche bei Konflikten sind oft anstrengend. Sie erfordern Umsicht, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Gönnen Sie sich und Ihrem Gesprächspartner daher Pausen. Pausen dienen der physiologischen Stressreduktion. Man kann sie nutzen, um sich zu bewegen, ein Glas Wasser zu trinken, eine Atemübung zu machen. Eine Pause sollte mindestens 15 Minuten dauern. Auch die Vertagung eines Gespräches auf den nächsten Tag kann sinnvoll sein.

 

 

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