Der narzisstische Chef

 

Das Thema "narzisstischer Chef" ist leider sehr verbreitet und kann die Arbeit zur großen Belastung machen. Hier eine umfassende Übersicht, wie man solche Chefs erkennt, mit ihnen umgeht und sich schützt.

 

1. Typische Merkmale eines narzisstischen Chefs

 

Nicht jeder anstrengende Chef ist gleich ein pathologischer Narzisst. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) sind diese Verhaltensweisen jedoch tief verwurzelt, dauerhaft und extrem ausgeprägt.

 

  • Grandioses Selbstbild: Sie halten sich für einzigartig, überlegen und unersetzlich. Ihre Ideen sind immer die besten.
  • Konstant Bedürfnis nach Bewunderung: Sie brauchen ständig Zuspruch und Bestätigung ("Yes-Man"-Syndrom). Kritik wird nicht ertragen.
  • Mangelnde Empathie: Sie können sich nicht in die Gefühle oder Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter hineinversetzen. Diese sind für sie lediglich Werkzeuge zum eigenen Erfolg.
  • Ausbeutung anderer: Mitarbeiter werden für die eigenen Ziele instrumentalisiert. Erfolge des Teams werden als eigene ausgegeben, Fehler immer den Untergebenen zugeschoben.
  • Arroganz und Herabwürdigung: Sie behandeln andere von oben herab, machen abfällige Kommentare und demütigen Mitarbeiter, besonders vor anderen.
  • Extreme Eifersucht: Sie glauben, andere seien neidisch auf sie, sind aber selbst neidisch auf die Erfolge und Qualitäten anderer (auch der Mitarbeiter).
  • Rasende Wut bei Kritik (Narzisstische Kränkung): Auch sanfte, konstruktive Kritik wird als persönlicher Angriff gewertet und löst oft unverhältnismäßige Wut, Rachegelüste oder passive Aggression aus.
  • Perfektionismus und unrealistische Erwartungen: Sie setzen oft unmögliche Ziele und deadlines, ohne Rücksicht auf die Work-Life-Balance der Mitarbeiter.

2. Strategien im Umgang mit einem narzisstischen Chef

 

Das Ziel ist nicht, den Chef zu ändern (das ist unmöglich), sondern sich selbst zu schützen und den Arbeitsalltag erträglicher zu gestalten.

 

a) Erkenne die Dynamik an (und nimm es nicht persönlich)
Das Verhalten des Chefs ist eine Störung seiner Persönlichkeit, kein Spiegel deiner Leistung oder deines Werts. Das zu verinnerlichen, ist der wichtigste Schritt zum Selbstschutz.

 

b) Manage seine Erwartungen und seine Wahrnehmung

 

  • Gib regelmäßig Updates: Zeige, dass du arbeitest und kontrollierst werdest. Narzissten haben oft Angst, nicht im Blick zu sein.
  • Formuliere Erfolge als seine Erfolge: "Unter Ihrer Führung ist es uns gelungen..." oder "Ihre Strategie war der Schlüssel...". Das füttert sein Ego und du sicherst deine Position.
  • Dokumentiere ALLES: Protokolliere Aufgaben, Anweisungen (auch per E-Mail bestätigen: "Wie soeben besprochen, ich bearbeite...") und Erfolge. Das schützt dich vor Gaslighting und falschen Beschuldigungen.

c) Vermeide unnötige Konfrontation

 

  • Keine direkte Kritik: Kritik sollte nie persönlich oder direkt sein. Bette sie in Fragen oder mache sie zu einer Teamleistung: "Ich habe eine Herausforderung bei X. Wie könnten wir das als Team angehen?"
  • Wähle deine Kämpfe: Frage dich, ob das Thema wichtig genug ist, um die mögliche narzisstische Wut zu riskieren.

d) Grenzen setzen (so gut es geht)

 

  • Lerne, Nein zu sagen – aber strategisch. Nicht "Das mache ich nicht", sondern "Ich würde das gerne machen. Um Y priorisieren zu können, sollten wir besprechen, welche meiner aktuellen Aufgaben ich dafür zurückstellen soll."
  • Schütze deine Privatsphäre: Erzähle nichts Privates, was gegen dich verwendet werden könnte.

e) Suche dir Verbündete und ein Support-Netzwerk

 

  • Teamzusammenhalt: Sprich mit vertrauenswürdigen Kollegen. Ihr leidet oft unter dem gleichen Verhalten und könnt euch gegenseitig unterstützen und bestätigen.
  • Netzwerk außerhalb der Abteilung: Baue Kontakte zu anderen Abteilungen auf. Das bietet Perspektive und mögliche Auswege.
  • Privates Ventil: Sprich mit Freunden, Familie oder einem Coach über die Situation, um dich emotional zu entlasten.

3. Was du unbedingt vermeiden solltest

 

  • Wettbewerb: Versuche nicht, ihn auszustechen oder klüger wirken zu wollen.
  • Emotionale Abhängigkeit: Erhoffe dir keine Anerkennung oder Wertschätzung von ihm. Du wirst sie nicht bekommen.
  • Ihn bloßstellen: Einen Narzissten vor anderen zu demütigen, ist der schnellste Weg zur Eskalation.

4. Wann wird es gefährlich? – Die Entscheidung zu gehen

 

Ein toxisches Arbeitsumfeld kann krank machen (Burnout, Depression, Angststörungen). Prüfe diese Punkte:

 

  • Leidet deine psychische oder körperliche Gesundheit spürbar?
  • Werden deine Karrierechancen aktiv blockiert?
  • Wirst du systematisch gemobbt oder ausgegrenzt?
  • Hast du das Gefühl, nie etwas richtig machen zu können?

Wenn ja, ist es Zeit, einen Exit-Plan zu erstellen.

 

  • Aktualisiere deinen Lebenslauf und beginne, dich woanders umzusehen.
  • Nutze dein Netzwerk für Hinweise auf neue Stellen.
  • Scheue dich nicht, im Vorstellungsgespräch nach der Führungskultur zu fragen.

Fazit

 

Einen narzisstischen Chef zu managen, ist anstrengende Zusatzarbeit. Konzentriere dich auf deine eigene Performance, baue dein eigenes Support-Netzwerk auf und schütze deine psychische Gesundheit. Dein Wert als Mitarbeiter wird nicht durch die Meinung eines narzisstischen Vorgesetzten definiert. Wenn der Preis für den Job zu hoch wird, ist Gehen keine Niederlage, sondern eine weise Entscheidung für dich selbst.

 

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