Burnout, die schleichende Gefahr!

 

Was ist Burnout?

 

Mittlerweile ein Gott sei Dank anerkanntes Krankheitsbild, das es allerdings noch nicht in die aktuelle Version des Kataloges psychischer Krankheiten der WHO (ICD-10) geschafft hat. Lediglich als Zusatz-Diagnose-Schlüssel wird es dort gelistet: Z73.0: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung – Burnout. Genau genommen ist Burn-out laut ICD-10 also keine Krankheit, sondern ein „Problem“. Menschen, die unter Burnout leiden, würden dem vehement widersprechen!

 

Von rund 44 Millionen Arbeitnehmern in Deutschland sind laut offiziellen Schätzungen 12 – 14 Millionen von Burnout bedroht. Durchschnittlich 7 bis 8 Prozent der unternehmerischen Umsätze gehen in Deutschland durch Burnout und damit verbundene Ausfälle und Fehlleistungen verloren. Der volkswirtschaftliche Schaden durch psychische Störungen und Verhaltensstörungen (an denen Burnout zu etwa 25 % beteiligt ist): rund 99 Milliarden Euro jährlich (von 3,2 Billiarden des BIP).

 

Wie kann ein Burnout verlaufen?

 

Es fängt oft ganz harmlos an: Die gewohnte Effizienz geht verloren, Montagmorgens aufzustehen wird immer schwieriger und es entsteht ein allgemeines Gefühl von Taubheit und Niedergeschlagenheit. 

 

In schweren Fällen führt ein Burnout zum Verlust der Arbeitsfähigkeit - unbehandelt sogar unter Umständen dauerhaft! Vor allem, wenn nicht rechtzeitig erkannt und gegengesteuert wird. 

 

Die folgenden sieben Phasen beschreibt Prof. Burisch in seinem Burnout-Modell: 

  1. Ehrgeiz, Einsatz, Begeisterung
    Überhöhter Einsatz, freiwillige unbezahlte Mehrarbeit, Müdigkeit
  2. Distanz, Rückzug
    Überdruss, Desillusionierung, reduziertes Engagement
  3. Emotionalisierung, Schuldzuweisung
    Depressionen, Selbstmitleid, Humorlosigkeit, Reizbarkeit
  4. Abbau der Leistungsfähigkeit
    Konzentrationsschwäche, gesunkene Kreativität, mangelnde Produktivität
  5. Desinteresse und Gleichgültigkeit
    Soziale Isolierung, Aufgabe von Hobbies
  6. Depersonalisation, körperliche Symptome
    Muskelverspannungen /-schmerzen, schwaches Immunsystem, Kopfschmerzen
  7. Verzweiflung, Depression
    Chronisches Gefühl der Hoffnungs- und Sinnlosigkeit, Suizidgefahr. 

Burnout- Anzeichen, die Sie selbst erkennen können

 

Psychische Symptome

  • Verlust der Fähigkeit zur Freude
  • Interesselosigkeit
  • Lustlosigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Reizbarkeit
  • Unzufriedenheit mit sich selbst und der eigenen Arbeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Gefühl der inneren Leere
  • Gefühl der Sinnlosigkeit (der Arbeit, des Lebens)
  • Gefühl der Hilflosigkeit
  • Resignation
  • Frustration
  • Zurückgezogenheit
  • Verlust des Selbstvertrauens
  • Angst und/oder Panikattacken

 

Physische Symptome

  • Müdigkeit
  • Schlafstörungen (schlechter Schlaf oder Schlaflosigkeit)
  • Schwächegefühl
  • Übelkeit
  • Bauchschmerzen
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Muskelverspannungen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Erektionsprobleme
  • Keine Lust auf Sex
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infekte
  • Herzprobleme / Gefühl von Aufregung / Herzklopfen
  • Ständig unter Strom stehen

 

Geistige Symptome

  • Negative Gedanken, Grübeln
  • Konzentrationsstörungen
  • Vergesslichkeit
  • Verlust der geistigen Kreativität

 

Wie gefährdet sind Sie?

 

Besonders Menschen mit einem ausgeprägten Perfektionismus und Ehrgeiz sind gefährdet, irgendwann einmal am Burnout-Syndrom zu erkranken: Durch ihre unrealistisch hohen Anforderungen an sich selbst setzen sie sich unter extremen Stress, ihr Selbstwertgefühl hängt extrem von der Anerkennung ihres beruflichen Erfolges ab.

 

Auch für Menschen mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein besteht die Gefahr eines Burnouts: Da sie sich in besonderem Maße für ihre Mitmenschen verantwortlich fühlen, neigen sie dazu, überdurchschnittlich viel Zeit und Energie in sie zu investieren und neben ihren eigenen Aufgaben auch die Anderer zu übernehmen. Diese Eigenart wird in besonders extremen Fällen als „Helfersyndrom“ bezeichnet, das meist Menschen in sozialen Berufen befällt. Diese Menschen opfern sich geradezu für ihre Mitmenschen auf, um ihnen ihre Belastungen abzunehmen und ihre Probleme zu lösen. Dabei übersehen sie jedoch ihre eigenen Bedürfnisse. Dieses Verhaltensmuster kann schnell zu einer Überbelastung führen, deren Folge häufig Burnout-Erkrankungen sind.

 

Außerdem hat jeder Mensch nicht nur physisch, sondern auch psychisch unterschiedliche Stress- und Belastungsgrenzen, sodass einige Menschen beispielsweise empfindlicher sind und Stress früher und intensiver erleben als andere. Bei gleicher Belastung können zwei verschiedene Menschen also komplett unterschiedlich reagieren. Auch (psychische) Vorbelastungen und Vorerkrankungen und Ängste spielen selbstverständlich eine Rolle.

 

Risikofaktoren in der beruflichen Situation

 

Nicht nur die Konstitution des Menschen, sondern auch das Umfeld, in dem er agiert, kann zu einer Erkrankung mit dem Burnout-Syndrom führen. Ein klassischer Fall ist hier eine hohe Arbeitsbelastung. Wird im Beruf zu viel Einsatz gefordert, und hat der Arbeitnehmer den Eindruck, es habe ernsthafte Konsequenzen, wenn er dies verweigert, kann ihn dies mittel- bis langfristig krankmachen. Auch ein überforderndes Privatleben, beispielsweise durch die intensive Pflege eines Familienmitgliedes, kann so erschöpfend sein, dass man auch innerhalb einer gemäßigten Stresssituation am Arbeitsplatz am Burnout-Syndrom erkranken kann.

 

Auch die alltägliche Arbeitsumgebung kann Stressquelle bereithalten. So werden bereits häufige Unterbrechungen der eigentlichen Arbeit wie beispielsweise durch Telefonanrufe als Stressfaktor betrachtet, weil der Mensch eher dazu neigt, Dinge nacheinander abzuarbeiten. Es scheint also selbstverständlich, dass Menschen, die in Berufen arbeiten, in denen entweder eine hohe physische oder eine hohe psychische Belastbarkeit erfordert, eher dazu neigen, starke Erschöpfungszustände bis hin zum Burnout zu entwickeln. Auch eine unkontrollierbare, hohe Lautstärke ist ein Stressfaktor. Daher ist die Arbeit in Großraumbüros und mit lauten Maschinen ebenfalls sehr belastend.

 

Der Mensch ist einerseits ein Gewohnheitstier, sodass auch Tätigkeiten im Schichtdienst belastend sein können, doch andererseits sind zu viele Routinearbeiten häufig auch frustrierend. Wichtig ist hier für die Menschen, auch beruflich die Balance zwischen Gewohnheit und neuen Herausforderungen zu finden. Im Allgemeinen ist es im Sinne der Burnout-Prävention kontraproduktiv, wenn Mitarbeiter den Eindruck haben, hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen zu wenig Entscheidungen selbst treffen zu können. Sind sie davon überzeugt, auf ihre Arbeitsumgebung keinerlei Einfluss zu haben, wie beispielsweise durch fest vorgeschriebene Arbeitsabläufe, erzwungene Zusammenarbeit unter diesbezüglich nicht kompatiblen Kollegen, usw., führt dies schnell zu Frust. Auch wenn ein Mitarbeiter in Bereichen eingesetzt wird, die nicht seinen Fähigkeiten oder seinen Vorlieben entsprechen, ist er tendenziell schneller erschöpft als andere, ohne mehr geleistet zu haben. Dauerhaft kann dies bei den Betroffenen zu Versagensängsten und Erschöpfungszuständen führen. Es ist überdies wichtig für das Wohlbefinden des Mitarbeiters, dass er die Erwartungen kennt, die an ihn gestellt werden. Diese sollten allerdings wiederum realistisch sein, sodass er sie erfüllen kann, ohne sich vollständig zu verausgaben.

 

Abgesehen vom Schlaf verbringt der Mensch den größten Teil seines Arbeitstages mit Arbeit. Daher ist es essenziell, dass er sich an seinem Arbeitsplatz weitgehend wohl fühlt. Dazu gehört, dass der Mensch auch hinsichtlich seiner Tätigkeiten gewürdigt wird, wie beispielsweise durch positive Rückmeldung oder ein angemessenes Gehalt. Hat er am Arbeitsplatz starke Schwierigkeiten oder ermüdende Konflikte mit Vorgesetzten, oder wird er hingegen nicht beachtet oder sogar systematisch ausgegrenzt und gemobbt, so kann dies psychische Erkrankungen mit sich ziehen, von denen das Burnout-Syndrom nur eine ist.

 

Interessanterweise kann sogar eine starke mediale Präsenz des Burnout-Syndroms oder der Kontakt mit Erkrankten dazu führen, dass besonders sensible Menschen, die stark für die Emotionen Anderer empfänglich sind, ein Burnout-Syndrom entwickeln.

 

Wie Sie sich vor dem Ausbrennen schützen können:

  • Die Macht der Gedanken
    Wir denken 60-70 Tausend Gedanken pro Tag. Die meisten sind unbewusst, negativ und / oder konzentrieren sich auf Ängste und Befürchtungen. 
    Ihr Ziel darf sein, nicht nur bewusster zu denken, sondern auch stressige Gedanken immer mehr zu reduzieren. Das erreichen Sie einerseits durch meditative Techniken, andererseits durch Methoden wie The Work, die aktiv mit negativen Gedanken arbeiten und sie überprüfen. 
  • Grenzen wieder wahrnehmen
    Grenzenloses JA-Sagen führt schnell in Burnout und Überlastung. Lernen Sie wieder NEIN zu sagen! Dazu lernen Sie sich immer mehr und mehr kennen und fragen sich bitte mehrmals am Tag: Wie geht es mir gerade? Was brauche ich jetzt? Habe ich Pausen für Erholung und Be-Sinnung eingelegt? 
  • Energie-Räuber identifizieren, eliminieren, Ausgleich schaffen
    Welche Kontakte rauben Ihnen Energie, privat wie beruflich? Können Sie sie zumindest reduzieren? Andererseits: Welche Menschen erhöhen Ihren Energiehaushalt, nachdem Sie ihnen begegnet sind? Können Sie die Kontakte ausbauen? 
    Welche Tätigkeiten machen Ihnen so gar keinen Spaß? Was an ihnen können Sie in Zukunft delegieren? 
  • Innere Blockaden, negative Glaubenssätze und ihre Überwindung
    Versuchen Sie, negative Glaubenssätze zu identifizieren: "Dieser Kunde ist schwierig! - Mit der Abteilung XXX funktioniert einfach keine vernünftige Kommunikation! - Manager / Mitarbeiter sind schwierig! - XYZ ist unfähig!" etc. 
    Bearbeiten Sie Glaubenssätze ebenfalls mit Methoden wie The Work
  • Achtsamkeit und Eigenverantwortung
    Sie können wählen: Entweder Sie sind das Opfer (der Umstände, eines Menschen, des Managements / der Mitarbeiter, der Politik ...) oder der Schöpfer / Gestalter Ihres Lebens! 
    Ist nicht immer ganz leicht, zugegeben! Aber gibt es wirklich eine Alternative? 
  • Handlungsfelder identifizieren, besetzen, rückgewinnen, abgeben
    Wie kann ich in meinem Unternehmen neue, interessante Gebiete für mich besetzen? Welche Sachen machen mir da eigentlich wirklich Spaß? Mit welchen Leuten arbeite ich gerne zusammen? Was kann ich andererseits abgeben, um mich selbst wirkungsvoll zu entlasten? 
  • Entspannungstechniken
    Es gibt viele wirkungsvolle Entspannungstechniken, die ich auch im geschäftlichen Alltag anwenden kann. Als eine der wirkungsvollsten hat sich die Meditation herausgestellt, die es speziell auch für den Business Alltag gibt
  • Lösungswege und Alternativen im eigenen Alltag finden
    Das Zauberwort heißt Resilienz: Innere Abwehr und Selbstwert aufbauen, um dadurch besser durch Krisen zu kommen. In diesem Blogbeitrag von einer Gastautorin erfahren Sie mehr! 

Last but not least: Zögern Sie nicht, sich rechtzeitig Hilfe zu holen! Krisen müssen Sie generell nicht allein durchstehen und brauchen andererseits Kollegen, Familie und Freunde damit nicht übermäßig belasten. Professionelle Hilfe ist nur einen Klick entfernt - es lohnt sich! 

 

 

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