DO it or leave it!

 

Das Ei des Kolumbus

 

Als Christoph Kolumbus nach der legendären Entdeckung von Amerika wieder nach Spanien heimkehrte, wurde er gebührend empfangen und gefeiert. Bei einem Festessen, das ihm zu Ehren gehalten wurde, meldeten sich jedoch auch seine Neider zu Wort: Es sei gar nicht schwierig gewesen, die »Neue Welt« zu entdecken. Das Weltmeer sei schließlich offen gestanden und für jeden von ihnen wäre dieses Unternehmen ein Leichtes gewesen!

 

Kolumbus war tief in seiner Seefahrerehre gekränkt und wollte diese Worte nicht auf sich beruhen lassen. Er nahm ein gekochtes Ei, das auf dem Tisch lag, und forderte die Anwesenden auf, es so auf die Spitze zu stellen, dass es nicht umfallen könne. Trotz großen Eifers scheiterten die ersten Versuche der Festgäste und man sah ratlose Gesichter auf allen Seiten. Neugierig geworden kamen immer mehr Männer an den Tisch, um ebenfalls einen Versuch zu wagen.

Bald war jeder im Saal davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine unausführbare Aufgabe handele.

 

Der Seefahrer wurde also aufgefordert, es selbst zu versuchen. Lächelnd setzte Kolumbus das Ei mit einem leichten Schlag auf den Tisch, sodass es auf der eingedrückten Spitze stehenblieb.

 

Die Anwesenden waren empört und protestierten, dass sie das ebenfalls gekonnt hätten! »Meine Herren, wenn man weiß, wie es geht, ist alles ganz einfach. Der Unterschied ist, dass Sie es hätten tun können, ich hingegen habe es getan!«

 

Seit einiger Zeit beobachte ich in Unternehmen eine neue Krankheit. "Safety First" heißt sie und hat zur Folge, dass sich alles ganz langsam bewegt. Oder gar nicht. Oder nur "ganz sicher".

 

Symptome sind: 

  • Das muss erst mal zur Rechtsabteilung! 
  • Das muss erst mal das Management absegnen! 
  • Entspricht das auch unseren Compliance Richtlinien? 
  • Hm, aber es könnte doch ... Vielleicht würde ja ... Wäre es nicht möglich, dass ...? 
  • Verschieben wir das mal ins neue Geschäftsjahr! 
  • Hm, ich weiß nicht ...
  • Das muss erst mal in die HR!
  • Lieber nicht, sonst ... 
  • Gibt es dafür schon eine Marktstudie? 
  • "Ich sage hier lieber nix im Meeting, da ist ein C-Level dabei ..." 
  • beliebig fortsetzbar ....

Schnell wird etwas "alternativlos", nicht mehr hinterfragt und schon gar nicht mutig umgesetzt. Es ist wie eine kollektive Paralyse: Einfach weitermachen. Bitte nicht bewegen. 

 

Was steht dahinter? Psychologisch gesehen die Angst als Grundgefühl. Sie scheint Institutionen in westlichen Gesellschaften zu besetzen und für "stability first" zu sorgen. Auf Kosten des Erfolgs und vor allen Dingen auf Kosten der Entwicklung. 

 

Ich lade Sie zu einem kleinen Gedankenspiel ein: 

  • Was wäre, wenn Henry Ford statt Autos zu bauen weiter in Pferdefuhrwerke investiert hätte?
  • Was wäre, wenn Steve Jobs statt in der Garage PCs für jedermann und jedefrau zu bauen IBM und ihren zwei bis drei weltweit arbeitenden Großrechnern vertraut hätte?
  • Was wäre, wenn Larry Page und Sergey Brin Yahoo als Suchmaschine das Feld überlassen hätten? 
  • Was wäre gewesen, wenn sich Edison als Buchhalter bei der Union Pacific Railroad geworden wäre, statt 512 Patente für seine Erfindungen zu entwickeln? 

Vielleicht wird es Zeit für wieder etwas mehr Mut. Mehr Innovation. Mehr quer- und durcheinander denken. Für seinem Herzen folgen und einfach mal losmarschieren. Ganz ohne Fallnetz und sieben Rechtsanwälte im Schlepptau. 

 

Kann schiefgehen? Klar! Kann Spaß machen? Mit Sicherheit ... 

 

 

Photo by Andrey Zvyagintsev on Unsplash

Kommentar schreiben

Kommentare: 0