Achtung - Rebellen am und im Werk!

 

In sechs von zehn Unternehmen gibt es sie: Die Rebellinnen und Rebellen unter den Mitarbeitenden, die Dinge nicht einfach so hinnehmen, sondern lautstark für ihre ausgeprägte Meinung eintreten – und damit auch mal gegen den Strom schwimmen.

 

Für den aktuellen Hernstein Management Report, für den knapp 1.600 Führungskräfte sowie Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland und Österreich befragt wurden, wurden sie identifiziert und ihre Rolle in den Unternehmen hinterfragt. Das zentrale Ergebnis: Auch wenn sie manchmal unbequem sind, haben Rebellinnen und Rebellen einen positiven Einfluss und würden von der Mehrheit der Befragten vermisst werden, sollten sie das Unternehmen verlassen. So geben 57 Prozent der Befragten an, dass „ihre“ Andersdenker positive Auswirkungen auf die Arbeitsergebnisse haben, 49 Prozent sehen sie auch als unmittelbar wertvoll für die Erreichung der Unternehmensziele.

 

Insbesondere die Innovationsimpulse sowie die frischen Denkanstöße, die Rebellinnen und Rebellen liefern, schätzen die Führungskräfte sehr. Auch ihre ehrliche Kritik wird gern gesehen.

 

Uneinigkeit herrscht jedoch bei der Frage, inwiefern sich die Rebellierenden auf das Teamgefüge auswirken. Hier sehen 46 Prozent positive, 44 Prozent negative Effekte. Zumindest zeitweise geht in den Augen der Befragten von den meinungsstarken Mitarbeitenden Unruhe im Team aus, zudem betrachtet jeder Dritte die Zusammenarbeit zwischen ihnen und der jeweiligen Führungskraft als herausfordernd.

 

Trotz der manchmal etwas erschwerten Zusammenarbeit sind sich die befragten Führungskräfte wie Unternehmer jedoch mehrheitlich einig: 65 Prozent würden ihre rebellischen Mitarbeitenden vermissen, sollten diese das Unternehmen verlassen. Auffällig ist hier, dass dieser Wert mit der Hierarchieebene steigt – das Management auf der höchsten Ebene würde den Verlust nach eigenen Angaben mehr betrauern als die Kolleginnen und Kollegen niedrigerer Ebenen.

 

 

 

Welche analogen Beobachtungen haben wir von reallyTALK bei Unternehmen gemacht, die wir im Rahmen von Kulturwandel Projekten begleitet haben? 

  1. Rebellen sind nicht immer die jüngsten Mitarbeiter, sondern verteilen sich quer über die Alterspyramide. 
  2. Es gibt grob gesagt zwei unterschiedliche Gruppen von Rebellen: Die erste hat Einschränkungen im Bereich der eigenen Sozialkompetenz oder psychischen Reife und rebelliert aus individuellen Gründen. Die zweite ist stark intrinsisch motiviert und hat sowohl zum eigenen Unternehmen wie auch zu der gestellten Aufgabe einen stark sinnmotivierenden Bezug. Ihr geht es um "die Sache"! (Natürlich gibt es auch diverse Mischformen.) 
  3. Mitarbeiterprofilierungen können bereits im Vorfeld ziemlich genau aussagen, um welche der beiden Gruppen es sich bei dem jeweiligen (neuen) Mitarbeiter handelt. 
  4. Manager sind besonders herausgefordert. Je stärker der betreffende Manager in Sachen der eigenen Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz aufgestellt ist desto besser und vor allem "leichter" kommt er mit den eigenen oder fremden Teamrebellen zurecht. 
  5. Leadership kann man lernen. Auch Rebellen - Leadership! 
  6. Die intrinsisch motivierten Rebellen sind GOLD wert! Auf sie kann und darf ein Unternehmen nicht verzichten und muss sich bereits auf strategischer Ebene überlegen, wie das optimale Work Environment für Rebellen aussehen kann.
  7. Rebellen brauchen Freiheit und jede Menge Gestaltungsspielraum. Und sie dürfen Fehler machen! 

Es ist gar nicht so leicht für Rebellen in Unternehmen zu leben. Deswegen haben sich viele sehr frühzeitig selbstständig gemacht. Und sind manchmal sogar dann aus den eigenen Unternehmen herausgeflogen (Steve Jobs)! Kamen sie dann wieder haben sie oft das eigene Unternehmen gerettet und sogar gleich mal zum zeitweise wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht (Apple). 

 

Deswegen überlegen Sie sich bitte: 

  1. Welchen Typ von Rebellen haben Sie in Ihrem Team? 
  2. Wie geht es Ihnen mit diesem oder diesen Rebellen? 
  3. Wie können Sie die Zusammenarbeit in der Kommunikation oder strukturell optimieren?
  4. Braucht es organisatorische Veränderungen oder Anpassungen?  
  5. Wie können Sie mehr der "guten" Rebellen rekrutieren und für sich gewinnen? 

Viel Spaß nun in der Zusammenarbeit mit "Ihren" Rebellen! Und vielleicht entdecken Sie ja auch an sich selbst das ein oder andere rebellische ...

 

Photo by Robert McGowan on Unsplash

Kommentar schreiben

Kommentare: 0